Protokoll des 3.
Treffens
des
Arbeitskreises vom 25.9.2006 in Dresden, 18:15 h -20:00 h
Teilnehmer: Andreas Dettinger-Klemm (Bürogemeinschaft für Fisch- und Gewässerökologische Studien - BFS, Riedstatt-Erfelden) Ulrich Braukmann (GHS Kassel) Claus-Joachim Otto (Fahrenkrug) Claus Orendt (Orendt-Hydrobiologie Leipzig) Norma Nitschke (FU Berlin) Andrea Lipinksi (Univ. Oldenburg) Das Ziel des Treffens war wie bisher die Aktivitäten des AK, die Anliegen und den Fortgang der Vorhaben offen zu besprechen. Das Treffen begann mit einem Rückblick auf das vergangene Jahr auf dessen einprägsamste Ereignisse: — Das Positions-/Informationspapier wurde erstellt und in den DGL-Mitteilungen I/06 abgedruckt (abrufbar: www.hydro-bio./pospap.doc). — Anfang des Jahres fand eine rege Emaildiskussion über das Indikationspotenzial der Arten, dem Stand des Wissens über ihre ökologischen Ansprüche und der Nutzung in der Gewässerbewertung statt. Das folgende halbe Jahr war dann aufgrund hohen Arbeitsaufkommens der AK-Interessierten recht ruhig. PR und Effektivität der AK-Aktivitäten: Die auf der letzten Sitzung angeregte gezielte Weiterverbreitung des Positionspapiers in Kreise von Entscheidungsträgern, die besonders mit der Durchführung der EU-WRRL beschäftigt sind, hat noch nicht stattgefunden. Ebenso eine damals angedachte Veröffentlichung in einer Zeitschrift, die in Verwaltungskreisen viel gelesen wird. C. Orendt teilte mit, dass allerdings direkt nach Auslieferung der "DGL-Mitteilungen I/06" ein sprunghafter Anstieg an Aufrufen der AK-Website zu verzeichnen war, ebenso nachdem die Einladungen zum AK-Treffen versandt wurden. Die Website ist somit ein wichtiges Medium für die Information und sollte möglicherweise intensiver dafür genutzt werden. Eine weitere öffentlich wirksame Veranstaltung ist ein DGL-Chironomidenkurs (Larven und Puppenexuvien) im März 2007 (Leitung E. Mauch; Doz.: B. Janecek, C. Orendt). Desweiteren könnte auf der nächsten DGL-Tagung in Münster 2007 wieder ein Chironomidenblock angeboten werden, nachdem ein solcher von den diesjährigen Veranstaltern abgelehnt worden war. Die Tagung steht übrigens im Zeichen des 125. Geburtstages von A. Thienemann. Weitere Themen der Öffentlichkeitsarbeit wurden in der Sitzung nicht besprochen, da unter den Teilnehmern ein sehr starkes Bedürfnis nach Aussprache über Fragen und Stand der derzeitigen Einbindung der Chironomiden in laufende und künftige Gewässeruntersuchungen (allgemein und WRRL) bestand. Einbeziehung der Chironomiden in die Gewässerbewertung nach WRRL: Derzeit werden oder wurden Chironomiden in Schleswig-Holstein (Seen), Brandenburg (Fließgewässer) und Sachsen (Seen und Fischteiche) als Larven quantitativ auf genauest möglichem Bestimmungniveau miteinbezogen. In Bayern wurden sie zumindest miterfasst. Die auftraggebenden Verantwortlichen sind zwar fachlich von der Einbeziehung überzeugt, gleichwohl ist die Anwendbarkeit noch in der Versuchsphase. Während A. Dettinger-Klemm und C.-J. Otto wie früher schon meinten, dass die Integration von Chironomiden in die Fließgewässerbewertung gegenwärtig keine realistische Option darstelle, vertrat dagegen U. Braukmann die Überzeugung, dass dies durchaus gute Chancen habe. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass geeignete Bestimmungsliteratur und eine genaue ökologische Klassifizierung der Taxa im Larvenstadium zur Verfügung stehe. Die ökologische Klassifizierung liegt prinzipiell vor und soll [lt. aktueller Information von Armin Lorenz; d. Verf.] im Internet in naher Zukunft abrufbar (www.freshwaterecology.info) sein. Eine Publikation wird wohl noch etwas dauern. Die auf Artniveau erstellte Liste wurde im Rahmen des EUROLIMPACS-Projektes erarbeitet und umfasst weit mehr als die deutsche Fauna. Eine frühere inoffizielle Rohfassung der Klassifikationsliste wurde von C. Orendt zur allgemeinen Information vorgestellt. Herr Dettinger-Klemm wies darauf hin, dass mit Hinblick auf Routineuntersuchungen ein Midestbestimmungsniveau der Chironomidae festgelegt werden müsse, das von einem routinierten Makrozoobenthosbearbeiter mit angemessenem Zeitaufwand bewerkstelligt werden könne. Hinsichtlich des zumutbaren Zeitaufwandes und der zur Bestimmung benötigten optischen Geräte könne man z.B. schwierigere Gruppen des Makrozoobenthos wie z.B. die Eintagsfliegengattungen Caenis und Baetis als Vergleich heranziehen. Damit rückte die Diskussion um einen praktikablen Einsteiger-Bestimmungsschlüssel, dessen Erstellung aus Zeitgründen seit dem letzten Treffen nicht wesentlich vorangeschritten ist, in der Vordergrund. Dazu betonte U. Brauckmann noch einmal die Anforderungen: nicht zu kompliziert, attraktive Darstellung der Merkmale (entsprechend z.B. den Schlüsseln des LfW), möglichst ohne Präparation erkennbar, nur Larven. Es sei klar, dass damit nur ein bestimmtes Bestimmungsniveau erreicht werden könne, das aber das heute verbreitete (im Bestfall Tribus) bei weitem übertreffe und Interessierten den Zugang zur Tiergruppe erleichtere. Eine Option oder ein Hinweis im Schlüssel auf genauere Bestimmung könne zu tieferer Bestimmungsschärfe führen. Die beste Werbung sei in jedem Fall ein guter Schlüssel, für den ein großer Bedarf bestehe. In diesem Zusammenhang berichteten A. Lipinski und N. Nitschke über ihren Einstieg in die Bestimmung, die grundsätzlich auf Präparation und anschließender Betrachtung unter dem Mikroskop beruhte und sicher für viele potenziell Interessierte eine Abschreckung bedeute. C.-J. Otto und A. Dettinger-Klemm meinten übereinstimmend, dass sich für einen Einsteiger-Schlüssel am besten die Chironominae eigneten, die für die Anwendung schon beträchtliche Bedeutung hätten, da sie die dominierende Gruppe sowohl in Seen, als auch in Fischteichen, Talsperren und sogar vielen Tieflandsfließgewässern seien. Also müsse ein Schlüssel besonders die Chironominae behandeln, die in den erwähnten Gewässers auch vorwiegend gesammelt würden. Die Machbarkeit eines im Aufbau ähnlichen Orthocladiinae-Schlüssels müsse erst noch geprüft werden. Da die Erstellung eines Schlüssels ehrenamtlich ist, wäre ein Zuschuss für Selbstkosten und Assistenz für eine zeitgerechte Erstellung wünschenswert. Ein Antrag an die DGL wurde von C. Orendt bereits entworfen und im Präsidium besprochen, wobei bereits generell Unterstützung dafür signalisiert wurde, wie U. Braukmann berichtete. Die Erstellung des Schlüssels wurde für Mitte nächsten Jahres anvisiert. Der Schlüssel könne möglicherweise bereits bis zur nächsten Probensaison fertig gestellt werden, jedoch gehe Qualität vor Schnelligkeit, wie allgemein betont wurde. Eine weitergehende Integration der Chironomidae in die Operationelle Taxaliste des Makrozoobenthos gemäß WRRL wäre nach Erstellung des Schlüssels gangbar und wünschenswert. Infos Gegen Ende des Treffens demonstrierte C. Orendt einen interaktiven Bestimmungsschlüssel, der auf dem letzten Internationalen Chironomiden-Symposium im July 2006 (Madeira) von P. Cranston (Australien) vorgestellt wurde. Er umfasst die Gattungen der Welt (Larven; der Puppenschlüssel ist noch nicht abgeschlossen). P. Cranston empfahl ausdrücklich die Weiterverbreitung diese Schlüssels. Eine Kopie davon kann C.-J. Otto (claus.otto@t-online.de) auf Anfrage und nach Zusendung eines CD-Rohlings mit Freiumschlag zuschicken. Wie immer, war die Zeit zu kurz, um alle wichtigen Themen anzuschneiden oder auch nur annähernd erschöpfend auszudiskutieren. Es wurde noch einmal klargestellt, dass der AK nicht nur von den Treffen lebe, sondern auch von den laufenden Kommunikationen der AK-Interessierten und deren Engagement bei der Behandlung von Themen. Leipzig, 11.10.06 Claus Orendt unter Mitarbeit von Andreas Dettinger-Klemm |